Folk ist handgemachte Musik. Jenisch ist Kultur, Selbstbezeichung und Sprache einer europaweiten Minderheit. Es gibt in Europa circa 650.000 Jenische wovon um die 3000 in Luxemburg mehr oder minder bereits assimiliert oder, was oft der Fall ist, im verborgenen Leben. Regional sind die Jenischen als "Lakerten" bekannt ( = die in den Laken schlafen, bezogen auf die Planwägen). Eine Heimat fanden die Jenischen in Luxemburg vor allem in den sozialen Brennpunkten und Vierteln rund um die Stadt wie etwa in Eich, Weimerskirch, Pfaffenthal, Grund, Clausen und Fischmarkt. Aber Jenische gab und gibt es überall in Luxemburg. So im Heiderscheider Grund, Wiltz, Ettelbrück (Bolgesteen), Grevels, Redange, Esch Alzette, Düdelingen, Differdingen, Petange, Grevenmacher, Echternach und so weiter... Überall haben sie Spuren hinterlassen. So zum Beispill in Ettelbrück wo einige Worte der jenischen Sprache in das Jargon der Sesshaften einzug fand. Oder in Grevenmacher ("Maacher Pioten"). Vor allem aber im Pfaffenthal, wo noch heute einige jenische Familien leben. Hier fanden die umherziehenden einen Heimathafen und bestimmten im Viertel mit. Sie prägten das Viertel und seine Geschichte wie auch die heutige typische "Paafendaller" Mentalität. In Frankreich sind die "Yéniche" als Teilgruppe der "Gens de Voyages" unterwegs. In Deutschland leben um die 250.000 Jenische wovon zwei Viertel nomadisch lebt. In der Schweiz sind die Jenischen als Minderheitenvolk anerkannt. Dort leben 35.000 Jenische wovon um die 7000 das ganze Jahr im Wohnwagen unterwegs sind. Die Jenischen sind und waren seit jeher das Fahrende Volk Europas das die Strassen bereiste bevor die Roma und Sinti in Europa ankamen. Sie verdienten, und tun dies noch heute, ihren Lebensunterhalt als Altwarensammler, Scherenschleifer, Kesselflicker, Händler, Marktfahrer, Schausteller, Musikanten. Eine ungebundene freie Lebenshaltung ist der Kern der Jenischen Kultur, sowie das ambulante Gewerbe und die Sprache: Jenisch. Die Sprache ist nicht wie oft fälschlich dargestellt eine Geheimsprache von Händlern. Sie ist vor allem Gruppeninterne Sprache und ist für viele Jenische Heimat und kulturelle Identität. Natürlich bot die Sprache auch Schutz innerhalb der Gruppe. Schutz vor Verfolgung und Leid dass den Fahrenden seit jeher zustösst. (Siehe Linkliste zur Geschichte der Jenischen).
Oliver Kayser entstammt aus einer jenischen Familie. Die Kaiser/Kayser waren Kesselflicker aus dem deutschen Raum die um 1860 im Norden des Luxemburgerlandes das erste mal Quartier bezogen. Die Familie vermehrte sich und zog durch ganz Luxemburg und Belgien. Ein Teil der Familie blieb in Luxemburg Stadt der andere zog weiter in Esch Alzette. Aber auch italienische Musikanten und Wanderarbeiter gehören zu den Vorfahren. Heute beschicken die Nachkommen Märkte, sammeln Altmetall und gehen auch teilweise "bürgerlichen" Berufen nach.
Luxemburger Jenische - Familie Heisbourg (Gegend um Ettelbrück) |
Modernes "Lager" von fahrenden Jenischen |
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